SPEZIAL-LESUNG
Samstag, 25.01. 2.014
Berlin, Misfit Bar (Letzte Lesung zum Buchteil "Punk & Hardcore" unter "Vol. 1" in Deutschland), https://www.facebook.com/misfit.barberlin.5
Special Guest: Debby Earle [Tungsten Tips; Gutter Romance]
Special Live Acoustic Guests:
Tungsten Tips (UK) https://www.facebook.com/pages/Tungsten-Tips/304971597351?ref=ts&fref=ts
Gutter Romance (UK) https://www.facebook.com/pages/Gutter-Romance/1404950626388246?fref=ts
Worthless Rascals (UK) https://www.facebook.com/WorthlessRascals?fref=ts
Etwas mehr als ein Monat ist seit meiner Tournee landab- und aufwärts vergangen. Der süssliche Wohlgeschmack zauberhafter, schneefreier Dezembertage wich den Härten nicht änderbarer Realitäten und Schnee schickte sich besonders in den letzten Tagen an alles in eisiges Weiß zu hüllen und eine imaginäre Wand aus Zeit bestehend zu erbauen. Ich habe den Januar nebst täglicher To Do Listen damit verbracht meine (subjektiven) Impressionen für Euch im Tourtagebuch festzuhalten. Einmal mehr durchlebte ich jene Tage noch einmal, während ich schrieb und ordnete. Ein nicht unwesentlicher Nebeneffekt dabei war, dass sich alles Erlebte wie von selbst an die Wände meiner hirnumgebenden Schädeldecke schrieb, wie mit Lasertechnik eingebrannt, nicht zuletzt der Intensivtiefe jener Wege wegen.
Ebenfalls Resultat jener Dezembertage wurde die 4-Track-umfassende Signed Of Life vs. Schafrichter Online-Split-Single, die ich am 12.01. 2.014 als Free Download-Single via http://schafe-schuesse.de/ veröffentlichte. Dass ich sie als free (=gratis) Download online stellte hat den einfachen Grund, dass ich ein kleines Dankeschön an Euch da draussen zurückgeben wollte. Die Tracks selbst sind allesamt Liveaufnahmen, die auf der zurückliegenden Tour mit Hilfe zweier Special Guests entstanden sind. Doch genug dazu, es soll nicht in zuviel Werbung ausarten, Ihr werdet die Single finden, sofern sie Euch interessiert.
Im Zuge des Januar 2.014 durfte ich auch diverse (Internet-)Radiointerviews geben, die alle auf ihre eigene Weise wirklich sehr interessant waren, zumal jede einzelne der Sendungen ihren eigenen Charme hatte. Auf diesem Wege möchte ich mich noch einmal bei Kamikaze Radio, bei Sunray FM und den D.A.B., sowie beim Stahlradio bedanken!
Im Zuge dieser Wege kamen einige Nachfragen auf, ob ich denn noch Lesungen für diesen Buchteil abhalten würde? (vor allem in Berlin) Geplant war es nicht wirklich, da ich mich zusammen mit einer lieben Bekannte als Unterstützung vor Ort in nächster Zeit um Österreich und die Schweiz kümmern wollte, doch wie das Leben so oft zwischenspielt, kam es einmal wieder anders. Ehe ich mich versehen hatte, wurde ein zeitnaher Termin angepeilt, festgemacht und die Vorbereitungen für eine letzte Speziallesung am 25.01. 2.014 in Berlin liefen auf Hochtouren.
Mein erster Special Guest Wunschkandidat für diese Lesung antwortete leider nicht auf meine E-Mailanfrage, Rio von No Exit, den ich auch wieder eingeladen hatte, signalisierte, dass er erst einmal sehen musste, ob er es zeitlich schaffen würde?! Nicht die beste Basis also.
Natürlich lag die Meßlatte für eine Speziallesung schon im Wortlaut "Spezial" relativ hoch, da mochte man schon etwas bieten! Der Druck war somit gestiegen. Gut nur, dass ich auch Debby Earle von der Band Tungsten Tips angeschrieben hatte, die ebenfalls im Buch ist. Ich hatte ihre Band einst direkt live gesehen und war schon aus dem Ersthör heraus begeistert gewesen, so dass ich es für eine klasse Idee hielt, wenn sie live umrahmend bei meiner Speziallesung spielen würden. Dazu hatte ich auch Einhorn angefragt, ob er mit seiner neuen Band Einhorn And Friends nicht eventuell sein Berlin Debüt geben wöllte?!? Leider scheiterte die Anfrage an Einhorn zum Einen bei den Anfahrtskosten, die ich nicht hätte aufbringen können, und auch daran, dass einer aus Einhorn`s Band zeitlich nicht konnte. Das war wirklich schade, denn es wäre der perfekte Abschluss in Sachen Lesungen (bezüglich dieses Buchteils) hierzulande gewesen.
Doch für organisatorische Durchhänger blieb keine Zeit, deshalb konzentrierte ich mich darauf wenigstens die Briten von Tungsten Tips fest ans Lesungsland zu holen. Und irgendwer meinte es am Ende doch noch gut mir, da im musikalischen Umfeld der Tungsten Tips auch noch weitere Bandprojekte ihre Kreise zogen (den Namen nach Gutter Romance und Worthless Rascals) was mögliche Zusatzoptionen als Gesamtpaket mit den Tungsten Tips zusammen zuließ. Es ergab sich durch verschiedene Gegebenheiten, dass diese drei Bands jeweils ein Acoustic Liveset zum Besten anboten. Für mich war das in dieser wahnsinnig kurzen Zeit von Mitte Januar bis zum 25.01. das bestmöglichste Ergebnis in Sachen Lesungsprogramm. Natürlich muss ich schon auch zugeben, dass ich im Zuge dessen natürlich auch den Tungsten Tips Gitarristen "Spider" fragte, ob man eventuell ein- oder zwei Songs live zusammen jammen könnte? Nicht in erster Linie, um meine Single zu promoten, sondern einfach deshalb, weil ich an Jam Sessions mit befreundeten Bands immer Spass habe. Da herrscht das Gesetz des Flows, entweder es fliesst oder es geht nach hinten los. Ich glaube jeder Vollblutmusiker weiß was ich meine?!
Soviel zu den Wegen im Vorfeld. Auf dem Zeitenweg zum 25.01. 2.014 hin, begann ich bewusst eine Facebook Auszeit, just mit der kleinen Einschränkung die "busy things" natürlich nicht gänzlich ruhen lassen zu können. Ich war einfach etwas overloaded von diversen Dingen und ersuchte etwas inwendigen Freiraum zu schaffen (wenngleich mir dies nur bedingt gelang). Und gerade dann, wenn ich schreibe (egal ob das eine CD Review-, ein Buch- oder eben in jenen Tagen das Tourtagebuch betrifft), brauche ich den vollen Fokus auf das jeweilige Projekt. Das Resultat kennen einige unter Euch bereits.
Die Zeit schwand nur so dahin und nach einem weiteren Radiointerview am Vortag der Speziallesung beim Essener Stahlradio, war der Weg bestmöglich geebnet, um einen wirklich exklusiven Abend zu (ver-)leben. Ich ging den Samstag mit der nötigen Ruhe an, hatte mir noch Texte für eventuell zusätzliche Songs dank lieber Freunde aus meinem privaten Umfeld ausdrucken lassen und begab mich gegen 17:00 Uhr in die Spur Richtung Berlin-Kreuzberg zur Misfit Bar. Ich hatte im Vorfeld ausgemacht, dass ich gegen 18:00 Uhr vor Ort wäre, um in Ruhe mit den Musikern aufbauen- und ggf. noch kurz den/ die Song(s) antesten zu können. Die Aussentemperaturen waren in ziemlich eisige Keller zweistelliger Minusgrade gesunken, was mir kleine Zweifelmonster berief was das Ausgehverhalten der Hauptstädter- und letztlich auch die Lesung am Abend betraf. Noch in der U-Bahn versuchte ich mir "Lion`s New Life" intensiver anzuhören, da der Song nebst "Kinder der Nacht" (in der Akustikversion von 2.013) für den Abend als möglich Aufführoption stand. Leider hatte ich das Pech dass eine Vierergruppe von ca. 20jährigen Touri-Mädels laut kichernd direkt neben mir platzgenommen hatte. C'est la vie.
Auf dem restlichen Fussweg holte ich den Hörgang schliesslich nach und war flüssigen Laufes sogar schon 17:45 Uhr an der Misfit Bar angekommen. Ich dachte mir dass Barinhaberin Alex sicher bald käme, doch auch hier kam es einmal wieder anders. Ich war zwar bestens warm angezogen, allerdings setzte die Kälte da an, wo es irgendwann wehtut - an den Füssen. Trotz der Fütterung hielten meine Chucks die Kälte nicht von meinen Zehen fern. In der Drehe um 18:10 Uhr rum fing ich dann das inwendige Fluchen an, da die Kälte nun nicht mehr "nur" an den Füssen biss, sondern der eisige Wind auch im Gesicht Lückenstellen suchte, die nicht von meinem Loopschal bedeckt waren. Auch der Anruf eines lieben Freundes wollte sein übriges an meinen Händen tun. Irgendwann gegen 18:15-18:20 Uhr kam dann endlich die Tresenkraft der Misfit Bar und war offenbar nicht gerade begeistert, dass ich meiner Erlösung (nachdem klar war, dass sie Mitarbeiterin der Bar ist) mit den Worten "Na endlich kommt jemand!" spontan-offenen Ausdruck verlieh.
Und wahrlich die Wärme des Barinnern wollte mir wie ein Heiland vorkommen! Einmal mehr hatte sich mein Gefühlszentrum in Sachen nachfühlbarer Kältehärten obdachloser Menschen nachgeschärft.
Während ich mich direkt schon umzog, wischte die irotragende Barfrau direkt erst einmal durch, während dann auch Debby Earle und Simon "Spider" eintrafen und wir uns wiedersehensfreudig angeregt unterhielten. Nachdem der gefliesste Fussboden getrocknet war, halfen wir die Stühle (von den Tischen nehmend) zu erden und packten unsere Sachen in die Ecke, die quasi unsere Bühne werden sollte. Ich erklärte den beiden Briten englisch sprechend wie es beim letzten Mal von der Technik her gelaufen war und wir es dieses Mal am Besten machen könnten. Dabei ging es just um solche Details wie z. B. ob man die Gitarre nur über den Verstärker- oder über die PA laufen lassen würde. Wenig später kam auch der Freund von Barbesitzerin Alex und brachte die Technik, die er auch direkt aufbaute. Seine Augen verrieten mir dass es am Vorabend offenbar einen kleinen Umtrunk gegeben hatte?! Tja ja, aller Rock'n Roll ist schwer. ;-)
Unsere Runde wurde dann auch bald durch Will (Tungsten Tips) und einer weiteren Musikerin (leider vergaß ich ihren Namen; sorry!) aus seinem Umfeld komplettiert, so dass wir spätestens mit der Ankunft von Sam (Tungsten Tips) wirklich komplett waren.
Ich zog mich kurz darauf mit Spider zurück und spielte kurz "Kinder der Nacht 2.014" mit ihm an, so dass wir zumindest die Einsätze grob abgeklärt hatten. Danach war ich so ziemlich ready to read & to sing. Doch noch war es nicht soweit, die Tungsten Tips machten nach kurzem Mic Check von mir, ihren Soundcheck und spielten einen meiner Lieblingssongs "A Pub On Each Corner" (von deren Debüt CD "Lost In The Ost"). Ich hätte den Song noch stundenlang weiterhören können, was ja aber leider so nicht möglich war, das müsste ggf. warten bis ich wieder zu Hause wäre.
Die ersten Lesungsgäste trafen dann auch langsam ein, immerhin war es bereits 19:45 Uhr rum. Da die Bandleute noch etwas essen wollten, verschob ich den Lesungsbeginn spontan auf 20:15-20:30 Uhr, da Debby Teil der Lesungsparts sein sollte. Während einige der Bandleute essen gingen, begrüsste ich einige Lesungsbesucher und hielt erste Smalltalks. Ich freute mich u. a. besonders über den Besuch von Hendrik Dähnert von der bekumpelten Band Boykott, sowie deren Mercherin Caro, Basti und seine Frau Agnes oder auch Lijana, eine liebe Bekannte aus Leipzig und ihre Freundin Sandra (ebenfalls aus Leipzig). Vorletztgenannte hatte ich bestimmt anderthalb Jahre nicht gesehen, somit war der Besuch der Beiden umso mehr erfreulich.
Irgendwann rollte die Zeit aber näher und mich suchte wieder etwas mehr Aufregung/ Lampenfieber heim, was ich sicher auch deshalb etwas intensiver empfand, weil die Tour im Dezember 2.013 nun schon einige Wochen zurücklag und ich nicht mehr im Tourmodus war, zumal mir auch ganz andere, private Dinge in der Zwischenzeit Substanz abverlangt hatten. Nicht zuletzt hatte sich mein Leben schon auch spürbar verändert, aber das soll an dieser Stelle nicht weiter thematisiert werden.
Ich schnappte mir nach zwei Toilettengängen (innerhalb von gerademal 10 Minuten) das Mikro und legte mit pulsierendem Herz mit der Lesung los. Ich für mein Empfinden fand (aus der Retrospektive betrachtet) mein Tun etwas holprig, diverse Lesungsgäste sagten mir aber später, dass sie es gut fanden. Sicher stehe mir selbst gegenüber auch kritischer gegenüber als es Andere tun. Debby meisterte ihren Part mit wirklich gutem Deutsch und erzählte frei über ihre Wege. Ich konnte, während Debby erzählte, auch mal den Blick umherschweifen lassen und stellte fest, dass es sich ziemlich gut gefüllt hatte. Die interessierten Lesungsbesucher hatten sich (was für Berliner Verhältnisse nicht selbstverständlich ist!) im Gang nahe unseres Standortes (die Bar ist eher schlauchartiger Bauart) auf der gedachten Bühne (ohne Podest oder dergleichen) versammelt, um uns auch sehen zu können. Einige hatten sich auch Sitzplätze an der Seite gesichert. Zwischen allem geschichtlichen Stoff biographischer Wege entfloh die Zeit wie im Funkenflug eines Maifeuers in der Nacht. Ehe ich mich versah, spielten die Tungsten Tips den ersten Song, der den Punkteil der Lesung abschloss.
Der Lesungsteil über den Hardcorebereich lief besser- oder auch von meinem Empfinden her flüssiger in dem Raum. Ich war mittlerweile eingepegelt und sprach mit Debby über die Entwicklungen der Hardcore Szene als sie in den '90er Jahren gerade in Europa einen Zenitpunkt verbuchen konnte. In diesen Zügen erzählte Will von den Tungsten Tips dass (anders als es in Deutschland der Fall war) in England sogar die amerikanische Hare Krishna Bewegung ihre Anhänger fand. Somit konnten wir quasi auch noch einen passend speziellen, subkulturellen Geschichtskontext in Sachen europäischer Hardcore Szene mit einbringen.
Am Ende gab es wieder das Charlie Chaplin Outro und meinen Aufruf nicht ignorant an Obdachlosen vorbeizugehen, sondern wenigstens mal ein warmes Getränk oder auch etwas Kleingeld bei Bedürftigen zu lassen. Sicher, man kann nicht Jedem helfen und man weiß auch nicht was der- oder diejenige mit einer Geldspende anstellt, aber das liegt im Endeffekt in der Entscheidung des betreffenden Menschens. Es ist wie so oft im Leben eine Frage was man selbst aus den Gegebenheiten macht oder wie man mit ihnen umgeht.
Zum Abschluss spielten Gutter Romance, die Tungsten Tips und schliesslich Worthless Rascals ihre Sets. Zuletzt dann ohne Mikro, da das einzige Mikrokabel einen Kabelbruch erlitten hatte. Ich hatte zwar auch ein Mikro dabei, hatte aber dummerweise den Adapter (kleiner Klinke auf große) zu Hause vergessen. Demnach musste es notgedrungen noch mehr unplugged weitergehen. Letztlich war es ein superschöner, rundum gelunger Abend.
Zum Abschluss flossen noch einige Biere, Mexikaner und einige "Giselas". Eine "Gisela" ist ein zitrone-zimtvermengter Schnaps, dessen Rezept meine Bekannte Lijana aus Leipzig im Schlepptau hatte. Ich machte eine Extraausnahme in Sachen sonst konsequenter Schnapsablehnung. Lijana hatte es sogar geschafft dass die "Gisela" zukünftig mit auf die Misfit Getränkekarte übernommen wird.
Irgendwann in der Nacht verließ ich dann gemeinsam mit Basti, Agnes und zwei Bekannten von ihnen die Misfit Bar und schloss ein tiefenintensives Buchkapitel in Sachen Lesungen ab.
Danke an das Misfit Bar Team, Tungsten Tips, Gutter Romance, Worthless Rascals und nicht zuletzt allen Lesungsbesuchern!
Euer Danny B Helm.