Interview by: Leo (Fatal Underground Fanzine, Dessau [Germany])
Mit der Rubrik SCENE MADE hattest du ja damals hier für das FU eine ganz eigene Sparte eröffnet, mit welcher du nun hier auch etliche Jahre am Start warst. Worin lag für dich der Grundgedanke dieser Rubrik und wie bist du gerade auf diesen Namen gekommen?
Danny B: Hi Leo, Fatal Underground'ler, mir Wohlgesonnene, Hater, Neider, Freigeister, Freunde, Dudes & Fellas... am Anfang stand der Name, ja. So fing das alles einst an.
Das ist jetzt auch schon wieder gute 4 Jahre-, bzw. genau genommen 5 Jahre her. Die Idee mit dem Namen kam mir wie so oft in den Geist geschossen wie ein Blitz dann und wann einen Blitzableiter auf einen "High Voltage Tanz" einlädt. ;-)
Korrrekt hätte es vermutlich "Subcultural Scene Made" heißen müssen, um mit der Kurzversion nicht das Filmmetier zu suggerieren?! Ich dachte aber so bei mir, dass "Scene Made" einfach knackfrischer klingt und auch besser zu merken ist. Ich bin dabei einfach meiner "Break The Rules!" Einstellung treu geblieben. Und damit bin ich auch schon bei dem Grundgedanken, ich wollte einfach das wirkliche, ECHTE Szeneleben mittels diverser Interviews festhalten, sichtbar machen, dokumentieren, weil ich im Laufe der Jahre bei vielen Interviews und Gesprächen sowohl jede Menge Gemeinsamkeiten, wie auch Interesse zwischen den Szenen wie z. B. Punk, Metal und Hardcore feststellte und noch mehr unterschiedliche, interessante Stories gehört habe. Heutzutage verschwinden die Abgrenzungen/ Grenzen zwischen den Stilen und Szenen immer mehr, was ich persönlich grundsätzlich gut finde. Dabei ging es mir nie darum wer jetzt mehr Erfolg hatte oder der größere Rockstar mit dem größten Schwanz ist, sondern wer mit vollem Herzen ehrlich sein Ding durchzieht und sein Ding authentisch lebt.
Du bist ja nun schon seit etlichen Jahren als Schreiberling tätig. Was bedeutet das Schreiben für dich, insbesondere nun, da du dich an einer solch' umfangreiche Lektüre wie der SCENE MADE Reihe rangemacht hast?
Danny B: Ich schreibe seit echten Ewigkeiten. Mit dem Schreiben fing ich schon so mit 7-8 Jahren an, das heißt, dass ich inoffiziell seit gut 30-31 Jahren schreibe, allerdings waren das damals zuerst nur so Gedichte, nebst etwas seltsam-kindlichen Tagebuchversuchen, die irgendwann sogar mal einen Science Fiction Ausflug abwarfen, mit einer Story über Außerirdische, die auf der Erde landen. Ich hab' als Kind offenbar einmal zuviel "E.T. - der Außerirdische" gesehen?! (* lacht)
Seltsamerweise kucke ich mir den Film heutzutage noch an, wenn er mal im TV läuft... strange irgendwie.
Egal. Naja und mit dem Schreiben über Bands und deren Musik fing ich (abgesehen von eigenen Songtexten ab 1.989) in der Drehe 2.001 an, als ich mit der Berliner Death Metal Band Spawn auf Deutschlandtour war, die sie damals mit Krisiun als Headliner und Damnation abrissen.
Nachdem ich dann nur ein Jahr später auf der ersten Europatour von Spawn mit Cryptopsy, Haemorrhage und Profanity ein weiteres Tourtagebuch für die Spawn Homepage verfasst hatte, stieß ich dann irgendwann 2.004 glaube ich zum Eternity Magazin und schrieb fast zeitgleich, sofern ich mich richtig erinnere(?), von da an auch für das Fatal Underground. Dabei wollte ich die Schreiberei immer eher nebenbei halten und mich auf meine eigenen musikalischen Wege konzentrieren...
Fakt ist jedenfalls, dass ich mein Rüstzeug in Sachen Interviews, Liveberichte und meiner monatlichen Kolumne "Schafe Schüsse aus Berlin" dank der vielen Erfahrungen im Rahmen des Fatal Underground mitbekam und festigen konnte. Dank der Zensurfreiheit, der NICHT-Kürzungen von Interviews (was ich selbst generell immer beibehielt) und eben auch der absoluten Freiheit bei der Auswahl der Bands und Musiker, die ich interviewen wollte, konnte ich meinen Schreibstil präzisieren, schleifen und entwickeln. Dafür bin ich Dir Leo echt unendlich dankbar!!! Das bleibt mir unvergessen!
Natürlich hat es nicht jedem Die Hard Metalhead gefallen, dass ich mit diversen Bands und Musikern aus ganz unterschiedlichen Styles wie Punk, Rock, Gothic etc. auch mal Blicke über den sogenannten Tellerrand im F.U. Heft anbot. Ich erinnere mich noch sehr gut an die verbal-virtuellen Backpfeifen als ich z. B. Matt "Gonzo" Roehr interviewte. Ich verstand es damals nicht, dass einige Metalheads immer wieder nur das ewig gestrige, bis zur Geschmacklosigkeit wiedergekäute Medienbild der Onkelz als kritischen Ansatz nahmen, anstatt sich selbst ein EIGENES, objektives Bild zu machen, das in Matt's Fall z. B. auch einen grossartigen Musiker, einen echter Rocker mit innovativer Musik zeigt. Ich fand damals u. a. ganz groß, dass Matt einfach mal eben Charlie Huhn in der Band hatte, den man von Victory, Ted Nugent oder auch von Gary Moore (R.I.P.) her kannte. Ehrlich, es ärgerte mich ein Stück weit, dass es bei einigen scheinbar tagein, tagaus nur um das extremste Geballer in Sachen Grind, Death- oder Black Metal ging. Versteh' mich nicht falsch, ich höre auch gern mal 'ne gepflegte Kelle Grind oder Death- oder Old School Black Metal, aber eben nicht nur.
Heute störe ich mich an solcher Art Engstirnigkeit nicht mehr so sehr, denn letztlich verpassen Andere etwas, nicht ich. Ich höre mir z. B. auch immer erst etwas an, bevor ich sage ob es mir gefällt oder nicht, gemäß einer der ehrlichsten Lebensgesetze: "Wenn du nie Scheiße gefressen hast, weisst du nicht wie sie schmeckt." - zugegeben ein unappetitliches Bild, aber zutreffend. Wie viele Leute erzählen dir ihre Geschichten und schreiben damit ihr Märchenbuch und das nur um den Harten raushängen zu lassen... wenn dir aber wirklich tonnenweise Scheisse im Leben widerfahren ist, hat das nicht viel ruhmreiches, im Gegenteil... oder um es anders festzumachen, oft sieht man schon am Tattoostil, an den Motiven wer da ein Puzzle aus echten Lebenserfahrungen als Narben seines Lebens nach aussen gedreht hat. Aber gut, ich schweife gerade etwas ab...
Wie lange hat es denn nun von der ersten Idee bis hin zum komplett fertigen Buch gedauert? Was waren die größten Hürden, welche du bei diesem Projekt überwinden musstest?
Danny B: Bei den drei Büchern unter Vol. 1, die ich quasi gleichzeitig aus dem Boden stampfte, dauerte es mit allem Drum und Dran gut 3 Jahre bis das Rohprodukt (auch grafisch) stand.
Die grössten Hürden war eine Blockade, die nahe am Burnout war, nachdem ein Familienmitglied gestorben war und die grafische Umsetzung. Am Ende machte Isi von Phrenetica (
http://phrenetica.com/) den Job. Sie hat das Ganze echt klasse umgesetzt. Nach Fertigstellung fällt einem ja immer noch irgendwas ein, das man am liebsten noch geändert hätte, aber irgendwann musste die Klappe einfach fallen.
Aber dank Steffi aus Hamburg, die ich bereits vorher seit vielen Jahren kannte und Katrin aus Chemnitz hatte ich auch handfeste Unterstützung bezüglich der Übersetzungsarbeit, die bei dem Umfang der Interviews auch immens viel Arbeit macht(e). In Katrin fand ich sogar eine echte, neue Freundschaft. Sie schaffte es auf Anhieb in den engeren Freundeskreis, allein das ist unbezahlbar!
Es gibt doch sicherlich einige Leute, welche dich bei deinem SCENE MADE Buchprojekt fett unterstützt haben - Layout, Videos, Korrekturlesen, Übersetzen etc., wer waren denn die fleißigen Helfer?
Danny B: Die Übersetzungshilfen, sowie die finale Grafikerin/ Layouterin, habe ich ja eben gerade bereits genannt. Beim Korrekturlesen hat mich die gerade erwähnte Übersetzerin Katrin tatkräftig unterstützt, so dass die drei kompletten Korrekturdurchläufe jedes einzelnen Interviews auf jeden Fall erträglicher wurden.
Bei den Videoteasern war Michael Jentzen, der Gitarrist von der Berliner Punk Rock Band Johnny Rook als Supporter am Start. Er hat da klasse Arbeit geleistet! Micha ist dem Bereich echt fit und leistete echt professionelle Arbeit! Er hat nach den Videoteasern mit mir z. B. auch den Schnitt, sowie die Postproduktion des Toxpack Videoclips zu "Nichts hören, sehen, sagen" gemacht.
Wen die Videoteaser mit mir interessieren sollten, der/ die findet sie auf meinem eigenem YouTube Kanal, wo natürlich auch einiges von meinen Muckestationen etc. zu sehen und zu hören ist.
Vorab hatte ich auch mal ein Videointerview mit Nelly Farouche, einer Performancekünstlerin, die in Vol. 2 auftauchen wird. Da hat Marcus Hammer den Schnitt gemacht, der das auch klasse gemacht hat.
Haben sich eigentlich diverse Vertreter der Szene auch bei dir gemeldet und Interesse an einem Interview bekundet oder musstest du wirklich jedem einzelnen "hinterherlaufen"? Nach welchen Kriterien hast du denn überhaupt die Leute ausgesucht, welche bei dir im Buch zu Wort kommen?
Danny B: Gemeldet hat sich keiner, weil ich das Projekt bewusst top secret hielt und kein Interviewpartner wusste wer noch alles im Buch sein würde. Das allein war schon grosses Kino, da mir jeder einzelne Interviewpartner/ -in sein/ ihr volles Vertrauen geschenkt hat. Viele versorgten mich auch mit umfangreichen Material, zumal ich jeden auch biographisch darstellen wollte.
Das Grundkriterium war vor allem ECHTE, sympathische- am Boden gebliebene Menschen im Buch zu haben, die mit vollem Herzen tun was sie tun. Dabei war es egal ob jetzt jemand Mucke macht, fotografiert oder einfach nur die Musik liebt, die er/ sie hört und supportet. Es sollte WIRKLICH von der Szene für die Szene sein.
Mir half dabei auch mein Bauchgefühl bzw. meine Menschenkenntnis. Aber auch der richtige Riecher in Sachen Potential war nicht ganz unwichtig, wenn es um manche Band ging, die kaum wer kannte, als ich mit der Bucharbeit begann.
Ärgerlich war nur, dass ein Interviewpartner sich nach Erhalt aller Fragen gar nicht mehr meldete, obwohl es vorab bereits mündlich das Okay von dessen Managerin gegeben hatte.
Was waren für dich die musikalischen- und ideologischen No Gos, welche du ganz bewusst aus dem Buch ausschließen wolltest, bzw. ausgeschlossen hast?
Danny B: Wie schon zwischen den Zeilen erwähnt, wollte ich arrogantes Rockstargehabe vermeiden. Andere No Gos stellten sich quasi gar nicht erst, weil ich subjektiven No Gos eh zu keinem Podium verhelfen wollen würde. Wenn Du mich aber nach diesen persönlich-subjektiven No Gos fragst, dann würde ich antworten, dass ich rechte Ideologien grundsätzlich ablehne, genauso unterstütze ich Homophobie und gewaltverherrlichende Aussagen grundsätzlich nicht.
Gewalt würde ich persönlich nur anwenden, um Menschen, Freunde, Familie zu schützen, z. B. vor Übergriffen Fremder. Da aber Gewalt von Argumentationsarmut zeugt, bin ich umso mehr stolz, dass ich seit Jahrzehnten um Gewalt herumkam und hoffe dass das so bleibt.
Doch zum großen Teil hast du dich ja inhaltlich eher mehr den eher etwas größeren- und bekannteren Vertretern der Szene gewidmet. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Wäre es nicht vielleicht doch eher etwas interessanter gewesen sich mehr dem Underground zu widmen? Schließlich gibt es ja nun über die, ich sage mal einfach "Szenegrößen", in allen einschlägigen Magazinen was zu lesen!
Danny B: Nun ja sicher hätte ich das auch machen können, aber zuerst hat man da seine Wunschliste auf den Zettel von wem man gern mehr erfahren würde, da bin ich ehrlich.
Ich denke ich habe die Waage zwischen Underground und den bekannteren Namen ganz gut hinbekommen, was echt nicht einfach ist! Zudem möchte man so ein Buch ja auch gern verkaufen können und dabei kommt man um bekanntere Namen eben nicht herum. Natürlich findest du in diversen Magazinen 'ne Menge Stories etc., aber diese drehen sich ja zu meist um die aktuellen Releases. Und genau da setzt mein Buchkonzept an, ich gehe es im kompletten Umfang an. Jede/ -r der/ die meine Scene Made Bücher liest, wird das bestätigen können.
Welche Idole deiner Jugendzeit, die du in dem Buch interviewt hast, haben im Nachhinein gesehen doch etwas an Ansehen bei dir verloren?
Danny B: Vielleicht hört sich das jetzt zu glatt an, aber nicht eine/ -r derer, die im Buch sind. Ich hätte mir lediglich von manchen Interviewpartnern etwas mehr Support erhofft als das jeweilige Buch rauskam oder auch als ich die Crowdfundingaktion für den "Rock & Metal" Buchteil unter Vol. 1 machte.
Lediglich eine Person, die allerdings absolut kein Idol meiner Jugendzeit war, hat bei mir komplett verschissen. Die Gründe dafür kann sich jeder denken, der meine Wege mitverfolgt hat. Mehr sage ich an dieser Stelle nicht zu diesem Thema, da das Zeit- und Energieverschwendung wäre.
Welche sind für dich die absoluten Top 5 Interviews in dem Buch und warum?
Danny B: Darüber führe ich keine Topliste(n). Ich fand- und finde jedes Interview auf seine Weise gut, weil es den jeweiligen Mensch zeigt wie er/ sie ist. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich 90% aller Interviewpartner auch real begegnet bin und mich mit ihnen auch privat unterhalten habe. Dennoch heisst das nicht, dass ich jede Meinung, jede Aussage gutheiße, die in den Interviews ggf. vorkommt. Ich stehe aber zu 1000% hinter meinem Gesamtwerk.
Um nun SCENE MADE, Vol. 1 "Rock & Metal" auch als Buchveröffentlichung rauszubringen, hattest du ja nun auch ne Crowdfunding Aktion gestartet. So wie es nun mal aussieht, scheint das aber nicht so gelaufen zu sein wie du dir das erhofft hast. Kannst du da mal ein bissel Licht ins Dunkel bringen wie die Aktion nun geendet ist?
Danny B: Um es abzukürzen, die Aktion ist an der Zielsumme von 6.000,- € gescheitert. Der Verlag Spirit Of The Streets hatte schon den "Punk & Hardcore" Buchteil unter Vol.1 komplett vorfinanziert, genauso die dreiwöchige Lesetour Ende 2.013, logisch dass weitere Buchteile in gedruckter Form nicht mal eben auf dieselbe Tour zu stemmen waren, zumal der Verlag auch viele andere Projekte am Start hat, da deren Mutterfirma Bandworm Records als Label auch einige Bands im Haus hat.
Ich bin ja schon froh, dass es wenigstens die E-Bookversion gibt. Hätte ich die Kohle mal eben locker auf Tasche, würde ich den "Rock & Metal" Buchteil, sowie den für Ende Frühjahr 2.015 geplanten E-Bookrelease vom Buchteil "Gothic, Rocka- & Psychobilly" unter Vol. 1 selbst rausbringen. Aber Geld und ich sind, waren- und werden wahrscheinlich in diesem Leben keine Freunde mehr?! Dennoch kann ich nicht jammern, ich habe genug zu essen, Strom, Warmwasser und etwas zum Anziehen. Es gibt genug Menschen da draussen, die nichts oder zumindest weniger von all' dem haben.
Gedrucktes Lesematerial ist ja nun leider heutzutage nicht mehr so angesagt, wie es mal war, da ja nun mal der ganze Scheiß mit dem Internet (E-Books etc.) immer populärer wird. Da ist es doch ohne Zweifel schon irgendwie 'ne recht gewagte Sache als eher unbekannter Mensch ein richtiges Buch herauszubringen, zumal dies ja nun mal mit einem enormen Kosten und Arbeitsaufwand verbunden ist?
Danny B: Du triffst den Nagel auf den Kopf! Ohne Spirit Of The Streets hätte es die Scene Made, Vol. 1 Bücher in dieser Form so nicht gegeben. Ich persönlich mag das gedruckte Buch auch lieber als die E-Bookversion, weil man etwas in der Hand hat, durchblättern kann und vor allem auch diesen herrlichen Geruch vom frischen Druck hat. Bei einem E-Book hast Du keine Buchseiten, die sich die Leute z. B. signieren lassen können. Und wenn der Strom mal weg ist?! Ich denke man kann nicht alles gnadenlos technisieren.
Was den Zeitaufwand angeht, das waren unter Vol. 1 alles wertvolle Erfahrungen, die bei Vol. 2 effektiv optimiert werden können. Dennoch muss ich schon echt 'ne Vollmeise haben so ein Mammutprojekt durchzuziehen. (* lacht) Selbst Matt "Gonzo" Roehr, der ja auch ein Buch über die letzten 48 Stunden des geschichtsträchtigen Lausitzring Events gemacht hat, meinte in einer lockeren Minute mal sinngemäß zu mir, dass ich verrückt sein müsse solch' ein Buchprojekt gemacht haben. Allein diese Respektsbekundung seinerseits auf Augenhöhe war das alles wert. Immerhin hat mich Matt's Musik Jahrzehnte über durch verdammt viele Höhen und Tiefen begleitet, dementsprechend grossen Respekt empfinde ich ihm als Mensch und als Musiker gegenüber.
Ohne dir bzw. euch jetzt zu nahe treten zu wollen, da ich ja nun mal selber weiß wie viel Arbeit und auch Kohle in solch' einem Buch steckt, aber ich denke und glaube doch, dass 30,- € für so ein Teil sicherlich die Leute doch ganz schön abgeschreckt haben muss? Auch die 14,90 € für den E-Book-PDF Download sind sicherlich nicht gerade ein Schnäppchen. Die Kohle sitzt ja nun mal heutzutage nicht mehr ganz so locker, so dass man wahrscheinlich wirklich ein knallharter Die Hard Fan sein sollte bzw. sein muss, um diese Kohle mal ganz locker rauszuhaben!
Danny B: Nun ja, die Preise/ Preisvorgaben mache nicht ich. Ich denke aber, dass man dafür, dass man das Buch aufgrund der grafischen Konzeption eh mindestens zweimal liest, der Preis bei allen Vorabkosten legitim ist.
Ich meine, rechne mal die 3 Jahre Arbeit, also dreimal 365 Tage(!), was zusammen 1095(!) Tagen entspricht, durch die 30,- € der gedruckten Buchversion oder ggf. eben durch die 14,90 € der E-Bookversion. Das liegt dann äonenmeilenweit unter dem Billiglohnsektor.
Zudem ist es mir auch ein echtes Bedürfnis, dass die Kosten für Druck und Grafikerin, sowie die Tourkosten auch wieder reinkommen. Wenn du letztlich mal überlegst für wie viel unnötigen Scheiß die Leute Geld verschwenden...! Aber okay, ich zwinge ja niemanden das Buch zu kaufen, wer lieber jährlich ein kleines Vermögen mit dem täglichen Kauf irgendwelcher Tagesgazetten ausgibt, bitteschön. Jede/ -r entscheidet frei, was und wen er/ sie supportet.
Gerade in Sachen Promotion hast du dir ja für beide Bücher bisher mehr als den Arsch aufgerissen, wobei ich insbesondere gerade über deine Werbevideos eher etwas erstaunt war. So was macht ja nun mal nicht jeder. Kannst du uns darüber mal ein bissel was erzählen?!
Danny B: Naja, irgendwie muss man als "no name" Autor ja auf sich aufmerksam machen. Heutzutage kann man nicht warten bis man gefragt wird, dafür gibt es zu viele gute Autoren in so ziemlich jedem Metier. Da der Videoteaser zum ersten Buchteil "Punk & Hardcore", der auch als Tourinfoteaser diente, echt gut ankam, behielt ich diese Art der Promotion bei. Die Entstehung ist ganz unspektakulär: ein paar Notizen bezüglich der Protagonisten im Buch und dann meist im One Take Verfahren spontan und authentisch in die Kamera. ;-)
Du hast ja in Sachen Promotion für beide SCENE MADE Bücher auch sehr viele Lesungen in den verschiedensten Gegenden unserer Republik abgehalten. Wie war denn da so das Interesse?
Danny B: Erstaunlich gut! In Westdeutschland sah ich nicht wenig große Augen vor mir, die immer grösser wurden, wenn ich z. B. über Realitäten in der ehemaligen DDR erzählte, wenn es um das freie Hören/ Leben von Punk oder Metal z. B. ging. Ich habe selbst in sehr jungen Jahren einige unliebsame Erfahrungen mit den DDR Obrigkeiten gemacht.
In den ersten Jahren nach dem Mauerfall herrschte da echt eine Art Frühling in den verschiedenen Szenen, während die optische Umgebung noch schwer nach DDR aussah, was sich erst nach und nach änderte. Alles war neu, es roch nach Möglichkeiten, die allerdings nach und nach zunehmend unter dem Druck des Kapitals neuen Einschränkungen gegenüberstand.
Doch um auf deine Frage zurückzukommen, die Tour war klasse und ich habe echt wahnsinnig viele Städte gesehen, mit vielen interessanten Menschen gesprochen und auch einiges an Büchern signiert, was alles zusammen genommen komplett neu für mich war. Wenn du völlig allein drei Wochen on Tour bist und jeden Morgen den Zug schaffen musst, wenig Schlaf hast und trotzdem die Location locker authentisch rocken musst, lernst du eine Menge. Vor allem lernst du dich selbst neu kennen.
Es gab da einige Highlightmomente auf der Tour, aber das kann man bei Interesse alles detailreich im Tourtagebuch auf der offiziellen Website nachlesen.
Skurril war auf jeden Fall, dass ausgerechnet beim Lesungs-Special am Tag nach dem offiziellen Tourabschluss im Rahmen eines Festivals kein Mensch kam. Weder die Veranstalter, noch ich selbst konnten das damals fassen. Im Nachhhinein sagten viele Leute, dass sie gar nichts davon gewusst hätten, obwohl es beworben worden war. Ich war über 550 km in ca. 5-6 Stunden per Zug angereist, logisch, dass man da nicht gerade happy/ amused war.
Dafür durfte ich aber am Anfang der Tour, am Tag der Buchveröffentlichung Tourstation im Dortmunder Laden des legendären Sir Hannes Smith (The Idiots; Honigdieb) Station machen, was ein echtes, inneres Highlight für mich war.
Die jüngsten Lesungen in Dortmund und Berlin waren nicht minder klasse! Es ist immer wieder wie ein Abenteuer, weil du nie weißt was auf dich zukommt, wie viele Leute kommen etc.!
Schön war auch, dass ich Anfang 2.015 mit einer Special Lesung hier in Berlin Teil des "Rise Against The Kältemonster" Festivals sein durfte und dank des Festivals über 2.000,- € zusammenkamen und an sozial engagierte Vereine, die sich um Obdachlose und mittellose Flüchtlinge kümmern. Man kann also mit seinem Tun wirklich etwas mitbewegen!
Wie haben sich denn im Allgemeinen deine Vorlesungen so gestaltet – gab’s danach Diskussionsrunden, Autogrammstunden und sind die Bücher dann wie verrückt weggegangen?
Danny B: Das ergab sich alles von selbst. Das war mal so, mal so. Ich versuche immer wenigstens einen Special Guest dabeizuhaben, was öfter schon gut geklappt hat. Diskussionen waren nicht allzu oft dabei, eher Gespräche danach. Auf der Tour 2.013 gingen die Bücher auf jeden Fall erstaunlich gut weg. Einmal hat mir ein völlig fremder Typ, der mit in meinem Zugabteil saß, spontan ein Buch abgekauft. Das war echt der Oberhammer!
Was war denn zu deinen Vorlesungen für Publikum am Start? Alles Szenemenschen oder war es eher der "nette Typ von nebenan"?
Danny B: Das war echt bunt gemischt. Da war von der Omi Mitte 60 bis zur 12-/13 jährigen Punkerin (mit Eltern!) einiges an interessanten Leuten am Start. Aber genau das ist ja das Beste am Unterwegssein, du weißt nie was dich erwartet. So erreichst du eben auch szenefremde Leute.
Das Buch ist ja nun "nur" bei uns in Germany erschienen, sprich in deutscher Sprache. International gesehen (in Englisch ) könnte man doch eventuell viel mehr reißen oder denkst du nicht?
Danny B: Soweit ich weiß (und ich muss es wissen) gibt es das Buch nur in unserer Sprache. Im Falle des reißenden Absatzes, hätten wir eine englische Version aber sicher in Betracht gezogen. Das Problem bei einer englischen Version wären ja z. B. die Grafiken, die dann von der Textlänge allein schon anders ausfallen würden. Zudem brauchst du dann weltweit auch ein gutes Netzwerk bezüglich des Vertriebes etc.. Die Buchbranche ist da noch etwas anders gehärtet als die Musikbranche. Alles nicht die lockere Nummer.
Du hast mir geschrieben, dass auch dieses Mal wieder (was ja wohl auch bei deinen früheren Tourorganisationen der Fall war) alles nicht so optimal lief. Kannst oder willst du darauf mal etwas genauer eingehen?
Danny B: Die früheren Sachen hängen ja nicht mit meinen Büchern zusammen, das waren auch ganz andere Wege. Dennoch gab es auch unliebsame Momente im Zuge der Wege mit dem Buch, aber das werde ich irgendwann mal aufarbeiten, vielleicht ja sogar in Buchform? Aber wann läuft schon einmal alles rundum optimal?!
Du betreibst ja nun auch 'ne Website mit gleichem Namen, was kann die Meute da alles erwarten?
Danny B: Dort finden die Leute alle Grundinfos rund um den jeweiligen Buchteil, die Interviewpartner (inkl. einer Kurzbeschreibung und Link zu deren Websites), Lesungsdates, Tourtagebuch... bei Interesse einfach mal anchecken!
Neben der SCENE MADE Reihe hast du ja nun auch schon so einiges an anderem Schreibkram veröffentlicht. Was war denn das so alles? Gibt es das auch als echte Bucherscheinung oder alles nur als reines Downloadformat?
Danny B: Nebst dreier mittlerweile vergriffener Bücher, die von meinen eigenen Lebenswegen erzählen, habe ich es seit 1.989 bislang auf aktuell 48 Versbände gebracht, die man auf CD-R für 'nen schmalen Taler über meine andere Website
http://schafe-schuesse.de/ bekommen kann. Ich habe da einfach bislang nie die Notwendigkeit gesehen mich um eine gedruckte Version der Versbände zu kümmern, wenngleich ich die ersten Versbände noch per Kopierer vervielfältigt und verschenkt habe. Das war übrigens noch in Zeiten als man noch Brieffreundschaften pflegte und sich im Briefkasten auch mal Briefe fanden, die mal nichts mit Rechnungen oder Bürokratie zutun hatten.
Das mit der Buchveröffentlichung scheinst du ja nun aufgegeben zu haben, da ja 2015 ein weiterer SCENE MADE Teil "Gothic, Rocka- & Psychobilly", wohl nur als e-Book folgen wird. Kannst du da schon ein wenig genauer drauf eingehen?
Danny B: Naja, nicht gänzlich. Sollte ich einen Weg finden den "Rock & Metal" Buchteil unter Vol. 1, genauso den "Gothic, Rocka- & Psychobilly" Buchteil in gedruckter Form anbieten zu können, werde ich das auf jeden Fall zu realisieren versuchen!
Der Vol. 1 "Gothic, Rocka- & Psychobilly" Buchteil ist genauso ein Zeitdokument wie die anderen Buchteile auch. Das Konzept der Biographiekollektion und den zeithistorischen Erfahrungen, sowie die individuellen Werke der Protagonisten bleibt auch in diesem Buchteil von Bestand, zumal das ja gewissermaßen den hauptsächlichen Reiz ausmacht diese Buchteile zu lesen. Es gab- und gibt weltweit vom Konzept her nichts Vergleichbares auf dem Sachbuchmarkt in Sachen Szenebuch(reihe).
Wer da so alles in diesem Buchteil drin ist, kann man aktuell (* Stand März 2.015) nach und nach via der Scene Made Facebooksite erfahren, wo das Scene Made Team Schritt für Schritt per Video-Hörbeispiel die jeweilige Band vorstellt. Dadurch können die Follower auch mal Bands entdecken bzw. bekommen vorab schon die Namen serviert, es soll ja keiner blind kaufen. ;-) Sobald ich die Kurzvorstellungstexte für die Haupt-Website fertig habe, kann man für diesen Buchteil auch in Ruhe checken wer so alles an Bord dieses Buchteils (bzw. auch der anderen Buchteile) ist.
Aktuell arbeite ich bereits am Konzept und den potentiellen Wunsch-Interviewpartnern für Scene Made Vol. 2.
Sicherlich hast du der Metal Meute da draußen noch was zu sagen. Nimm' auch bloß kein Blatt vor dem Mund, sondern lasse ruhig mal deinem inneren Schweinehund freien Lauf. Vielleicht kriegst du es ja hin, dass sich die Leutchen mal wieder ein paar intensivere Gedanken über die sogenannte "Metal Szene" machen und sich nicht nur von den ganzen Trends und der zunehmenden Kommerzialisierung mitreißen lassen.
Danny B: Ach weißt du, da bin ich mittlerweile echt völlig entspannt. Was juckt es mich, wenn sich die Leute selbst mit Engstirnigkeit oder mit Besserwisserei im Weg stehen?! Für Punk bin ich vielleicht manchmal schon zu Hippie, wenn ich sage, dass mich das Karma und mein Herz durch mein Leben führen?! Für die Metalheads der F.U. Leserschaft war ich ja nicht selten zu sehr Punk und Freigeist?! Ich muss auch nicht everybody's Liebling sein, geschweige denn werden. Solange ich mich gut fühle bei dem was ich tue, ist alles bestens.
Dennoch muss ich öfter mal schmunzeln, wenn mich der Sarkasmus beißt, wenn mir zum tausendsten Mal z. B. etwas über die Onkelz erzählt wird, wie versteckt rechts sie doch wären etc. oder noch besser, wenn sich mancher Metalhead mit Prollhärte öffentlich zu profilieren versucht.
Solch' ein Versuch wäre vor fast 10 Jahren beinahe mal derbe für so einen Spinner ausgegangen, der meinte meiner damaligen Freundin an den Arsch packen zu müssen als sie in einem Berliner Club vor diesem Typ die Treppe zum nächsten Floor hochlief. Sein Glück, dass meine damalige Herzensdame mir das erst später erzählte als der Typ schon über alle Berge war.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich bin echt ein entspannter Typ, aber es gibt einfach Grenzen. Ganz ehrlich, sowas ist definitiv ein No Go!
Bevor ich hier nun endgültig das Ende einläute, noch 'ne Frage, welche mir persönlich als recht wichtig erscheint. Wenn du im Vorfeld gewusst hättest, wie viel Zeit, Energie und Kohle so ein Buchprojekt fordert und das Interesse daran dann doch her etwas mager zu sein scheint, würdest du dich dennoch, rein aus eigener Überzeugung, noch einmal ran wagen?
Danny B: An Interesse mangelt es ja nicht. Es fehlt eher immer öfter an der Bereitschaft dafür zu bezahlen. Zumindest glaube ich dass genau das das Problem ist. Ich bin halt Idealist. Wahrscheinlich ist unzerstörbarer Optimismus wirtschaftlich ungünstig?! Ich kann selbst der grössten Scheisse noch etwas Gutes abgewinnen und wenn es auch "nur" eine wertvolle Erfahrung ist?! Obwohl ich mir echt den Arsch aufgerissen habe jeden Buchteil bestmöglich zu promoten, was nicht immer so easy war und ist. Vielleicht wird der/ die Ein oder Andere fragen was daran schwer ist etwas vernünftig und umfangreich zu promoten?
Nun ja, professionelle Promotion kostet eben auch eine Stange Geld. Und das nötige Kleingeld sitzt bei mir privat nun nicht mal eben so locker, dass ich einfach mal z. B. Zuckerberg und seinen Facefuckern Geld in den Arsch schieben kann. Ich nutze einfach die Möglichkeiten, die mir gegeben sind. Interviews wie dieses hier sind dabei eine Möglichkeit.
Wie vorhin schon erwähnt, wäre es von echtem Vorteil gewesen, wenn die Interviewpartner auf ihren Bandwebsites auch mal ein Posting gemacht hätten oder auch nur mal ein Foto mit dem Buch posten würden, was ein paar wenige Bands beim ersten Buchteil von sich aus auch taten, tausend Dank an dieser Stelle an: Hazy von Grober Knüppel, OHL, The Idiots bzw. Idiots Records, Einhorn And Friends, D.A.B., Pro Pain, Protection Of Hate, Kärbholz.
Bezüglich des "Rock & Metal" Buchteils waren das sogar noch weniger Bands, da haben gerade einmal Cripper, Witticism und Deathriders die Werbetrommel mitgerührt - ebenfalls vielen, vielen Dank dafür!!! Vor allem Britta Görtz von Cripper und Stefan Zenkert von Witticism haben echt soviel Herzblut in ihren Support für mein Buch gesteckt, dass ich ehrlich gerührt war!
Nicht zu vergessen auch die Arbeit des Verlages Spirit Of The Street und aller Buchmitwirkenden bezüglich des Werks selbst in seiner finalen Form, vor allem Steffi, Katrin und auch Christian! Letztgenannte sind noch immer Teil des Teams. Christian z. B. ist ein nicht zu verachtender Teil im Gesamtgetriebe, zumal er allen Haupt-Homepagestuff so umsetzt wie es mir vorschwebt. Der Mann leistet verdammt gute Arbeit! Ich wünschte, ich könnte meinen Helfern einfach mal 'nen Koffer mit Geld auf den Tisch feuern und sie in einen Luxusurlaub schicken. Verdient hätten sie es allesamt!
Aber um Deine Frage komplett zu beantworten, ich würde denselben Weg wieder gehen, denn am Ende steht das fertige Werk selbst und bleibt zeitlos von Bestand. Sowas können auch in hundert Jahren noch Menschen lesen und einen Eindruck davon bekommen wie wir in den letzten 30-40 Jahren gelebt haben.
Dann sage ich jetzt mal ganz schnell tschüss und natürlich an der Stelle noch ein fettes Danke für deine bisherige Unterstützung. Viel Erfolg mit deinem weiteren SCENE MADE Buchprojekt!
Danny B: Vielen, vielen Dank Leo für Deinen Support und deinen Anteil im aktuellen Buchteil! Danke auch für die wirklich guten Fragen! In meinem Herzen wird das F.U. definitiv immer einen Stammplatz haben!
Foto Danny B Helm mit Buch by: Simon Der Tapalzi Mann ©
Foto Danny B Helm mit Mikro on Stage, s/w by: Jérôme Arnold ©